Es war ein regnerischer Nachmittag im Spätsommer 1982, wenige Monate nachdem Carsten seinen Zauberkasten bekommen hatte. Seit seinem Geburtstag hatte er unermüdlich geübt. Der kleine Sechsjährige hatte in den letzten Wochen jeden verfügbaren Moment damit verbracht, die billigen Plastiktricks aus dem Kasten zu meistern. Doch wie wurde aus Carsten der ZauberR?

Sein Lieblingsstück war der „verschwindende Ball“ – eine schlichte rote Plastikkugel, die in einer halboffenen Hülse verschwand. In Carstens Augen war es pure Magie. Er war überzeugt, dass er damit alle verblüffen konnte.

An diesem Nachmittag war ein alter Freund der Familie zu Besuch, ein Mann namens Rainer. Groß, mit einer markanten Brille und einer donnernden Stimme, war Rainer das, was Carsten als „einen echten Erwachsenen“ betrachtete. Er war selbstbewusst, kritisch und hatte immer eine Meinung.

„Carsten, du zauberst doch jetzt, oder?“ fragte Rainer lächelnd, als er in der Küche eine Tasse Kaffee trank. „Zeig doch mal, was du drauf hast!“

Carstens Herz machte einen Sprung. Dies war der Moment, auf den er gewartet hatte! Schnell rannte er in sein Zimmer, holte den Zauberkasten hervor und platzierte ihn mitten auf dem Wohnzimmerteppich.

Die große Show von der ZauberR

„Ich werde euch jetzt alle verzaubern!“ kündigte er stolz an. Seine Eltern lächelten ermutigend, und Rainer setzte sich in einen Sessel, die Arme verschränkt.

Die Show begann.

Carsten präsentierte seinen ersten Trick, den „verschwindenden Ball“. Doch als er die Hülse drehte, um die Kugel zu „verstecken“, knackte das billige Plastik laut hörbar, und der Ball fiel klappernd zu Boden.

„Ups! Moment!“ rief Carsten, hob die Kugel auf und versuchte es erneut. Dieses Mal hielt der Trick – aber Rainer zog skeptisch eine Augenbraue hoch.

„Na ja“, sagte Rainer trocken.

Carsten spürte, wie sein Mut ein wenig schwand. Doch er machte weiter. Er zeigte den „springenden Gummiring“ – der sich aber im letzten Moment von seinem Finger löste und quer durchs Zimmer flog. Die Eltern klatschten höflich, aber Rainer runzelte die Stirn.

Schließlich führte Carsten den „unglaublichen Bechertrick“ vor, bei dem ein kleiner Ball magisch unter einem Plastikbecher erscheinen sollte. Doch auch hier war die Ausführung holprig: Der Becher war zu durchsichtig, und man konnte sehen, wie Carsten den Ball darunter schob.

Am Ende der Show stand Carsten da, den Zauberstab wie ein Zepter in der Hand, und wartete auf Applaus. Doch Rainer sah ihn nur an, zog die Stirn kraus und sagte laut und klar:

„Das war schlecht. Ich will unterhalten werden, und zwar perfekt!“

Die Enttäuschung von der ZauberR

Carstens Welt brach zusammen. Diese Worte trafen ihn wie ein Schlag in den Magen. Er hatte sich so viel Mühe gegeben. Er hatte sich vorgestellt, wie Rainer staunen und applaudieren würde. Doch jetzt saß dieser Mann da und sagte ihm, dass er schlecht war.

Carsten spürte, wie ihm die Tränen in die Augen stiegen, doch er wollte nicht weinen. Nicht vor Rainer. Stattdessen blickte er zu Boden, legte den Zauberstab langsam auf den Tisch und lief ohne ein Wort aus dem Raum.

n seinem Zimmer saß er auf dem Bett, den Kopf in den Händen. Warum hatte er das gemacht? Warum hatte er gedacht, dass er jemanden wie Rainer beeindrucken könnte? Alles, was er in diesem Moment fühlte, war Scham.

Sein Vater kam kurz darauf ins Zimmer. „Carsten, Rainer wollte dich doch nicht verletzen“, sagte er leise.

Doch Carsten schüttelte den Kopf. „Er hat gesagt, es war schlecht. Er hat gesagt, ich soll perfekt sein. Ich bin nicht gut genug.“

Der Entschluss

Diese Nacht konnte Carsten nicht schlafen. Immer wieder hörte er Rainers Worte in seinem Kopf: „Ich will unterhalten werden, und zwar perfekt.“

Doch irgendwann, inmitten seiner Wut und Enttäuschung, begann sich etwas in ihm zu verändern.

„Wenn er Perfektion will, dann werde ich ihm Perfektion zeigen“, flüsterte Carsten zu sich selbst.

In diesem Moment fasste er den unumstößlichen Entschluss: Er würde der beste Zauberer der Welt werden. Nie wieder würde er jemanden enttäuschen. Nie wieder würde jemand seine Tricks als „schlecht“ bezeichnen.

Er wusste, dass der Zauberkasten nicht ausreichte. Er würde neue Tricks lernen, echte Tricks. Er würde alles geben, um seine Zuschauer zu unterhalten – so, wie sie es verdienten.

Die Lektion des Rainer

Schon kurz darauf war Carsten Rainer insgeheim dankbar. Rainer hatte ihn aufgerüttelt. Die Kritik, so schmerzhaft sie gewesen war, hatte etwas in ihm geweckt.

Carsten begann, Bücher über Zauberei zu lesen. Er experimentierte mit neuen Requisiten und verbrachte stundenlang vor dem Spiegel, um seine Technik zu perfektionieren. Mit jedem kleinen Fortschritt spürte er, wie seine Leidenschaft wuchs.

Doch es gab einen Schmerz, der blieb: Carsten hatte nie die Gelegenheit, Rainer zu sagen, wie viel dessen Worte ihm letztlich bedeutet hatten.

„Ohne ihn“, dachte Carsten später oft, „wäre ich vielleicht nie Zauberer geworden.“

Rainers Vermächtnis für der ZauberR

Viele Jahre später, als Carsten längst „der ZauberR“ war, dachte er oft an diesen Nachmittag zurück. Die Enttäuschung, die Wut, die Tränen – und den Entschluss, nie wieder schlecht zu sein.

In einem Interview sagte er einmal: „Manchmal brauchst du jemanden, der dir die Wahrheit sagt, auch wenn sie weh tut. Perfektion ist ein hartes Ziel, aber Rainer hat mich gelehrt, dass es sich lohnt, es zu verfolgen.“

Und so lebte Carsten mit einem leichten Bedauern. Er hätte Rainer gerne gesagt, wie wichtig diese harte Lektion gewesen war. Doch tief in seinem Inneren wusste er, dass Rainer es wahrscheinlich gewusst hatte.

Denn auch in der härtesten Kritik kann eine Spur von Magie liegen – wenn sie jemanden dazu bringt, sein Bestes zu geben.

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