Berlin, 1982. Es war ein kalter Dezembermorgen, und der sechsjährige Carsten – noch ohne Künstlernamen und ohne den Hauch einer Ahnung, dass er später „der ZauberR“ genannt werden würde – wachte voller Vorfreude auf. Es war sein Geburtstag, der 13. Mai, und er war sich sicher, dass dieser Tag anders werden würde als alle anderen.
Er hatte nur einen Wunsch gehabt, den er seit Monaten jedem in der Familie unermüdlich ins Ohr gejammert hatte: einen Zauberkasten.

Seine Eltern, die Carsten mehr liebten als die meiste Kunst aus Plastik, hatten tatsächlich nachgegeben. Und so lag er da, mitten im Wohnzimmer, eingewickelt in glitzerndes Geschenkpapier, der heilige Gral seiner Träume:
„Zauberkasten Deluxe – Das größte Set für kleine Magier!“
Die große Ernüchterung des ZauberR
Carsten riss das Papier mit einer Hingabe auf, die man nur bei Kindern findet, die glauben, die Welt würde sich mit diesem Moment verändern. Er öffnete den Karton, und seine Augen begannen zu leuchten – aber nur kurz.
Denn dann sah er, was sich in dem Kasten befand:
Ein Haufen Plastik.
Das „magische Tuch“ war eher ein abgenutzter Stofffetzen. Der „geheime Zauberstab“ fühlte sich an wie ein Strohhalm mit glänzender Folie. Die „unglaubliche verschwindende Münze“ bestand aus einem billigen Plastikdeckel, der aussah, als könnte er im nächsten Moment zerbrechen.
Carsten hielt inne, sah auf den Kasten und dann wieder auf die glänzenden Versprechungen auf der Verpackung. Er konnte fühlen, wie sein Herz einen Moment lang schwer wurde.
„Das… das ist es?“ murmelte er enttäuscht.
Sein Vater, der das beobachtet hatte, beugte sich zu ihm herunter und sagte: „Weißt du, Carsten, die wahre Magie steckt nicht im Kasten. Sie steckt in dir.“
Der erste Trick
Carsten schnappte sich den Zauberstab und die Anleitung. Er war nicht bereit, aufzugeben – nicht jetzt. Die ersten Tricks waren eine Katastrophe. Beim „verschwindenden Becher“ fiel der Becher immer wieder um. Beim „magischen Seiltrick“ zog er so fest, dass der Knoten nie wieder aufging.
Aber dann – dann gelang ihm sein erster Erfolg.
Es war der „springende Gummiring“. Mit zittrigen Händen ließ er den Ring über seine Finger wandern, wie es in der Anleitung stand. Nach unzähligen Versuchen sprang der Ring tatsächlich auf die andere Hand.
Sein Vater, seine Mutter und sogar sein großer Bruder applaudierten. Carsten, immer noch überrascht, dass es tatsächlich geklappt hatte, spürte, wie sich ein warmes, elektrisierendes Gefühl in seiner Brust ausbreitete.
„Ich habe gezaubert!“ schrie er.
Und in diesem Moment war es ihm egal, dass der Kasten aus billigem Plastik war. Es war ihm egal, dass der Ring krumm und schief war. Was zählte, war dieses Gefühl – das Gefühl, Magie zu erschaffen.
Die unbändige Leidenschaft zur Zauberkunst
Von diesem Tag an war Carsten nicht mehr zu stoppen. Er übte jeden Tag stundenlang. Das Wohnzimmer verwandelte sich in eine Bühne, das Esszimmer in einen Backstage-Bereich. Der Zauberkasten wurde bis zum Letzten ausgereizt – selbst die kaputten Plastikteile fanden eine neue Funktion.
Doch Carsten wollte mehr.
Die Tricks aus dem Kasten wurden schnell langweilig. Der Zauberstab fühlte sich wie ein Spielzeug an. Carsten wollte echte Magie, echte Tricks, echtes Staunen. Also begann er, selbst zu experimentieren.
Er stahl sich die Spielkarten seines Bruders und übte, sie verschwinden zu lassen – was meistens damit endete, dass die Karten in den Sofaritzen landeten. Er schnitt das alte Tischtuch seiner Mutter in Streifen, um Seiltricks zu üben.
„Carsten, du kannst doch nicht alles kaputtmachen!“ rief seine Mutter eines Abends, als er wieder eine Schere in der Hand hielt.
„Ich muss zaubern!“ schrie Carsten zurück, völlig ernst.
Der erste Auftritt
Mit sieben Jahren war es dann soweit. Carsten hatte wochenlang geübt und war überzeugt, dass er bereit war, vor Publikum aufzutreten. Sein erstes Publikum: die Kinder auf der Geburtstagsfeier seines Nachbarn.
Mit zittrigen Händen hielt er seinen abgenutzten Zauberstab und ein paar selbstgemachte Requisiten. Die Show begann holprig. Der „verschwindende Ball“ fiel aus seiner Hand, und beim „magischen Becher“ verrutschte die Abdeckung.
Doch dann, mit dem letzten Trick, passierte etwas Magisches:
Carsten ließ eine Karte aus einem völlig durchgemischten Kartenspiel erscheinen. Niemand wusste, wie er es gemacht hatte – auch Carsten selbst nicht so genau, denn eigentlich war es ein Versehen.
Die Kinder jubelten. Sie klatschten und schrien. Und Carsten wusste: Das war es. Das war, was er tun wollte.
Der Entschluss zu zaubern
Nach diesem Auftritt war Carsten klar: Er würde nicht einfach ein Zauberer sein. Er würde der beste Zauberer werden. Er würde sich nie wieder mit billigem Plastik zufriedengeben.
Von diesem Moment an war nichts mehr sicher. Carsten war ein unermüdlicher Zauberlehrling. Er sparte sein Taschengeld, um sich bessere Tricks zu kaufen. Er lieh sich Bücher aus der Bibliothek über Kartenmagie und Illusionen. Und er übte, übte, übte – so sehr, dass seine Eltern ihn abends ins Bett schicken mussten, während er heimlich unter der Decke weiter Karten mischte.
Und mit jeder Stunde, die er übte, wuchs nicht nur sein Können, sondern auch seine Leidenschaft – und, ohne dass er es wusste, seine „Psycho-so-magische Belastungsstörung“.
Von Plastik zu Meisterwerken
Jahre später, als Carsten längst „der ZauberR“ geworden war, erinnerte er sich oft an diesen ersten Zauberkasten. Er wusste, dass er enttäuschend gewesen war. Doch ohne ihn hätte er nie die Entschlossenheit entwickelt, besser zu werden.
„Manchmal“, sagte er in einem Interview, „braucht es etwas wirklich Schlechtes, um zu sehen, wie gut es werden kann.“
Und so blieb Carsten, der ZauberR, für immer dankbar – auch für die billigen Plastiktricks. Denn sie hatten die größte Magie in ihm entfacht: den unaufhaltsamen Wunsch zu zaubern. Übrigens hier erreichst Du den ZauberR persönlich. Und schlechte Zauberkästen gibt es hier.

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